Am verschneiten Morgen des 19. Januars trafen sich die Schülerinnen und Schüler der zwölften Klassen an der Bushaltestelle Eisenacher Straße, um im Rahmen des Deutschunterrichts eine Exkursion nach Weimar zu anzutreten, dem Zentrum der Weimarer Klassik.
Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet, denn die Nachwirkungen des Orkans Friederike, der am Vortag über Mitteldeutschland gewütet hatte, waren noch deutlich zu spüren: Ein Schneesturm, umgefallene LKWs auf den Straßen sowie diverse Sperrungen erschwerten den Bussen die Fahrt, was eine Verspätung unserer Ankunft um zwei Stunden zur unausweichlichen Folge hatte.
Schließlich in Weimar angekommen, gingen die Kurse ihren verschiedenen Programmen nach. So wurden wir von einem Mitarbeiter der Klassikstiftung namens Alexander Eckert begrüßt, der uns einen kurzen Einführungsvortrag über die Weimarer Klassik, die Rolle von Herzogin Anna Amalia sowie Goethes Motivation, nach Weimar zu kommen, hielt. Notgedrungen mussten aufgrund des Schneesturms einige geplante Programmpunkte, unter anderem der Besuch des Ilmparks, ausfallen. Stattdessen spazierten wir über die Sternbrücke, von wo aus der Park sehr gut sichtbar war, und sprachen mit Herrn Eckert über die Umgestaltung der barocken Parkanlage durch Goethe sowie Herzog Carl August, den Sohn der Herzogin Anna Amalia.
Nach einer kurzen Mittagspause besuchten wir das Goethe Nationalmuseum, einen Gebäudekomplex, der das Goethe Wohnhaus, eine Ausstellung zu Goethes Leben und Wirken sowie einige Seminarräume beinhaltet. Dort trafen wir unseren Exkursionsleiter wieder, der uns durch die Ausstellung führte und anschließend in Gruppen einteilte, die das Museum auf eigene Faust erkunden sollten. Dabei konnten wir Originalmanuskripte Goethes, Gemälde aus seiner Zeit und sogar eine historische Ausgabe der Bibel bewundern. Des Weiteren war dort ein Automat zu finden, die es ermöglichte, Zitate aus Goethes Faust I & II nach zuvor bestimmten Stichworten anzuzeigen.
Selbstverständlich war all dies nicht allein zum Vergnügen gedacht, denn Herr Eckert hatte zuvor Aufgabenstellungen ausgegeben, die es mithilfe der Exponate zu erfüllen galt; sie boten die Möglichkeit, sich in die Denkweise des berüchtigten Dichters hineinzuversetzen und somit seine Gedankengänge sowie Werke besser nachvollziehen zu können. Diese Kenntnisse bildeten die Grundlage für das darauffolgende einstündige Seminar über den Fauststoff. Dazu stellten die zuvor gebildeten Gruppen ihre Erkenntnisse zu diversen Themen der Ausstellung in Form kurzer Referate zur Schau, woraufhin eine Gesprächsrunde zu den Einflüssen der Goethe-Zeit auf den Fauststoff begann. Das Seminar gipfelte mit einer Diskussion zu der Frage, ob die Weimarer Klassik denn wirklich eine eigene Epoche und nicht lediglich eine Strömung der sogenannten Goethe-Zeit sei, zu welcher der Seminarleiter eine eindeutige Position bezog. An dieser Stelle soll noch einmal ein Dank an Herrn Eckert ausgesprochen werden, der uns über den Tag hinweg begleitete und dabei einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat.
Bevor die Exkursion schließlich ihr Ende fand, hatten wir die Gelegenheit, Goethes Wohnhaus zu besichtigen. Dies eignete sich sehr gut zum Abschluss, denn das Wohnhaus vereinte alles, was die Weimarer Klassik ausmachte, und bot so einen letzten Überblick über diese Zeit: Beginnend in einem mit antiken Statuen geschmückten Foyer führte der Weg durch ein geräumiges Treppenhaus, das dem Besucher ein Gefühl der Überlegenheit bot, hinauf zum Junozimmer, bei dessen Betreten man mit dem lateinischen Gruß Salve willkommen geheißen ward, bis hin zu Goethes Arbeitszimmer und Garten. Die gesamte Inneneinrichtung dieses Gemäuers orientiert sich an der griechischen Antike, was eines der prägnantesten Merkmale der Weimarer Klassik ausmacht.
Mit dem Verlassen des Wohnhauses endete gleichzeitig auch unsere Exkursion nach Weimar, denn am Denkmal des Herzogs Carl August bestiegen wir den Bus, welcher uns zurück zur Arnoldischule brachte.
Florian Patermo (Abi18 De 4)