Am 20.Oktober 2018 fand im Erfur­ter Kai­ser­saal ein beson­de­rer Dich­ter­wett­streit statt: ein Poetry-Slam.

Der Begriff  war mir bis dahin voll­kom­men unbe­kannt, mei­ne Erwar­tun­gen daher nicht so hoch, aber ich war neu­gie­rig gewor­den. Im Inter­net fand ich eini­ge Infor­ma­tio­nen, und so wuss­te ich, dass ein Poet­ry-Slam ein moder­ner Dich­ter­wett­streit ist. Künst­ler tra­gen dabei selbst­ge­schrie­be­ne Gedich­te oder Geschich­ten vor und tre­ten so gegen­ein­an­der an. Im Kai­ser­saal soll­te nun der oder die bes­te Slamer/in von Thü­rin­gen gekürt werden.

Unser Dich­ter­abend mit musi­ka­li­scher Beglei­tung begann mit einer Begrü­ßung durch einen Mode­ra­tor, der uns auch gleich die Regeln des Wett­streits erklärte:

  • Alle Tex­te müs­sen selbst geschrie­ben sein.
  • Der Vor­trag muss in einer bestimm­ten Zeit gehal­ten werden.
  • Es gibt kei­ne Ver­klei­dung oder Requisiten.
  • „Respect the Poets!“ das bedeu­tet, dass das Publi­kum den Vor­trag wert­schät­zen soll, mit Auf­merk­sam­keit, Ruhe und anschlie­ßen­dem Applaus. Der Applaus des Publi­kums soll­te auch gleich die Bewer­tung des Vor­trags sein.

Bei unse­rem Poet­ry-Slam prä­sen­tier­ten sich acht Künst­le­rin­nen und Künst­ler. Jeweils zwei von ihnen tru­gen uns ihre Tex­te vor. Wir als Publi­kum bewer­te­ten dies mit viel Applaus. Aber hier zeig­te sich schon, wie schwie­rig die Bewer­tung war. Ein „tief­sin­ni­ges Gedicht“ mit „Geschich­ten aus dem All­tag“, ernst oder wit­zig erzählt, mit lus­ti­gen Ges­ten usw. mit­ein­an­der zu ver­glei­chen, das ist schwer. Die Bewer­tung des Publi­kums war jedes Mal wie­der span­nend, weil ja jeder sei­ne eige­nen Ein­drü­cke und Emp­fin­dun­gen durch sei­nen Applaus zeig­te. Ich glau­be, es ist auch eine Fra­ge des Alters, wie man einen Vor­trag erlebt. Jun­ge Leu­te sind eher für das „Lus­ti­ge“ zu begeis­tern, älte­re auch, aber sie hören auch viel mehr zwi­schen den Zei­len  eines „tief­sin­ni­gen Gedichts.“ Und so war eben jeder Vor­trag bis ins Fina­le eine beson­de­re Über­ra­schung. Am Ende des Poet­ry- Slams hat die jun­ge Künst­le­rin Bir­dy Fliegt mit einem tol­len Gedicht ver­dient gewon­nen. Ich gebe aber ehr­lich zu, mein Favo­rit war sie nicht. So war es bis zum Schluss eben eine Überraschung.

Nach der Ver­an­stal­tung unter­hiel­ten wir uns noch über die Art des Wett­be­wer­bes und die Inter­pre­ten. Alle fan­den es eine gelun­ge­ne Ver­an­stal­tung und jeder hat­te sei­nen per­sön­li­chen bes­ten Darsteller.

Nach­trag:

Eine Woche spä­ter ver­an­stal­te­ten wir im Deutsch­un­ter­richt auch einen Poer­ty-Slam nach den glei­chen Regeln wie im Kai­ser­saal. Sechs Schü­le­rin­nen und Schü­ler tra­ten gegen­ein­an­der an. Aber wir konn­ten beim bes­ten Wil­len nicht ent­schei­den, wer denn nun der Sie­ger oder die Sie­ge­rin sein soll­te. So gab es eben Gewin­ner-Bon­bons für alle.

Kai Cle­mens, 9/1