Sieg­fried Schmidt-Joos hat 1954 an der Arnol­di­schu­le sein Abitur abge­legt. Schon als Teen­ager fas­zi­nier­ten ihn ame­ri­ka­ni­scher Swing und Jazz, was ihn schnell in Kon­flikt mit der Sta­si im dik­ta­to­ri­schen DDR-Staat brach­te. 1957 floh er aus der DDR nach West­deutsch­land – sein gelieb­ter Jazz war zuvor im Osten als “deka­den­te impe­ria­lis­ti­sche Affen­kul­tur” ver­un­glimpft wor­den. Er ent­kam mit sei­ner Flucht Gehirn­wä­sche, Zen­sur, feh­len­der Mei­nungs­frei­heit, Aus­gren­zung und Gewalt gegen Anders­den­ken­de – und das waren ja die Jazz­fans in der frü­hen DDR. In West­deutsch­land wur­de Sieg­fried Schmidt-Joos Musik­re­dak­teur bei Radio Bre­men, Kul­tur­re­dak­teur beim Spie­gel und erreich­te als einer der Autoren des “Rock-Lexi­kons” 1973 gro­ße Bekannt­heit bei wei­ten Krei­sen einer musi­ka­lisch inter­es­sier­ten Leserschaft.

Für sei­ne alte Schu­le hat der bekann­te Autor im 8. Kapi­tel sei­nes 2016 erschie­ne­nen Buches “Die Sta­si swingt nicht – ein Jazz­fan im Kal­ten Krieg” vie­le posi­ti­ve Wor­te übrig:  “Ich ging jetzt in die Ober­schu­le, welch ein Glück! Eisen­ach hat­te die Wart­burg, Wei­mar Goe­the und Schil­ler, Erfurt war Lan­des­haupt­stadt … Aber eine Höhe­re Lehr­an­stalt wie die Arnol­di­schu­le hat­ten unse­re Nach­bar­städ­te nicht.… Mit einem Wort: eine Schu­le wie ein Schloss.” Schmidt-Joos ver­ehr­te beson­ders den Geschichts‑, Erd­kun­de- und Deutsch­leh­rer Dr. Wal­ter Hart­mann als gerad­li­ni­gen, ehr­li­chen und kom­pro­miss­lo­sen Men­schen. Um so grö­ßer war das Ent­set­zen, als man gera­de die­sen ver­dienst­vol­len Leh­rer wegen sei­ner Distanz zum DDR-Regime aus dem Schul­dienst ent­fern­te. Im Schul­kli­ma wur­de zuneh­mend poli­ti­scher Druck spür­bar. Musik­leh­rer Alfred Kell­ner ermög­lich­te Sieg­fried Schmidt-Joos trotz­dem, an einem Nach­mit­tag einen Vor­trag über Jazz in der gut besetz­ten Aula zu hal­ten, was den Besuch der Sta­si im Eltern­haus zur Fol­ge hat­te. Der Autor nutzt übri­gens meh­re­re Quel­len aus der Arnol­di­schu­le: Hans-Jür­gen Hin­richs’ Fest­schrift zum hun­dert­zwan­zig­jäh­ri­gen Bestehen der Arnol­di­schu­le, Hart­mut Zieg­lers kri­ti­sche Wür­di­gung die­ser Fest­schrift im Jahr­buch der Arnol­di­schu­le von 1997/98 sowie Klas­sen­chro­ni­ken und Erin­ne­run­gen von Mitschülern.

Wie das gesam­te Buch ver­mit­telt auch das 8. Kapi­tel mit sei­nen zahl­rei­chen Bezü­gen zur Arnol­di­schu­le nicht nur einen leben­di­gen Ein­druck vom Leben eines frei­heits­lie­ben­den, jazz­ver­rück­ten Arnol­dia­ners, son­dern auch erstaun­li­che Ein­bli­cke in die gesell­schaft­li­chen Zustän­de jener Zeit.                  Abso­lut lesenswert.

Kürz­lich stell­te Sieg­fried Schmidt-Joos sein Buch im Gotha­er Tivo­li vor. Am Ran­de die­ser Lesung gab es ein kur­zes Tref­fen mit Schul­lei­ter Cle­mens Fes­tag. Der Autor signier­te ein Exem­plar sei­nes Buches für die Biblio­thek der Arnol­di­schu­le und erhielt dafür ein Exem­plar des jüngs­ten Jahr­bu­ches des Gymnasiums.